Eine nicht repräsentative Umfrage des Landesmusikrates Berlin hat kürzlich ergeben, dass womöglich 29 Prozent der freiberuflichen Musiker ihren Beruf aufgeben wollen. Viele sind schon bei Hartz IV gelandet, andere hangeln sich von Hilfsmaßnahme zu Hilfsmaßnahme, sitzen längst in Callcentern, räumen Regale ein oder liefern Pakete aus. Aus Scham wird darüber nicht gesprochen.
Über die Situation der Kultur kamen von der Regierung, deren Spitze sich früher auch gerne auf Spitzenkonzerten zeigte, nur dürre Worte. Bis in den Herbst 2020 hinein wurden Kulturstätten in einer Liga mit Spielhallen und Bordellen geführt – etwas, das viele Künstler sehr irritierte.
Wie schnell sich die Situation tatsächlich auch für Kulturschaffende ändern wird, weiß bisher niemand. Das sagen auch alle Musikerinnen und Musiker, mit denen wir darüber gesprochen haben, wie sie das vergangene Jahr erlebt haben – von der Spitzengeigerin bis zur Festivalchefin, vom Star-Bariton bis zum Hochschulabsolventen und zum freien Ensemblemanager.
Nicht für alle verlief das Jahr gleich; fast alle aber teilen die Enttäuschung über die Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wurde.