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  4. Rassismus in der DDR: Die SED vertuschte Hunderte Angriffe

Geschichte Vom SED-Regime vertuscht

Hunderte fremdenfeindliche Angriffe in der DDR

Blick über die Berliner Mauer zum Brandenburger Tor im Osten der geteilten Stadt. In der DDR gab es laut einem Bericht mehr fremdenfeindliche Übergriffe als bislang bekannt Blick über die Berliner Mauer zum Brandenburger Tor im Osten der geteilten Stadt. In der DDR gab es laut einem Bericht mehr fremdenfeindliche Übergriffe als bislang bekannt
Blick über die Berliner Mauer zum Brandenburger Tor im Osten der geteilten Stadt. In der DDR gab es laut einem Bericht mehr fremdenfeindliche Übergriffe als bislang bekannt
In der DDR gab es offenbar mehr ausländerfeindliche Übergriffe als bislang angenommen. Ein Historiker spricht von Hunderten Fällen und mindestens zwölf Toten. Die SED hat die Fälle vertuscht.

Zwei kubanische Vertragsarbeiter werden in Merseburg von mehreren Menschen in die Saale getrieben und dann mit Flaschen und Steinen beworfen, bis sie ertrinken. In Suhl jagen Menschengruppen algerische Gastarbeiter durch die Innenstadt und verprügeln sie mit Latten und Stangen.

Ein Lehrling aus Mosambik wird in Staßfurt von mehreren Männern bewusstlos geschlagen und in die Bode geworfen. Einen Tag später wird seine Leiche gefunden. Diese und andere fremdenfeindliche Angriffe in der DDR rekonstruiert der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in der Sendung „Exakt – Die Story“ (17.8.2016/20.45 Uhr).

Bei rassistischen Übergriffen in der DDR starben nach Erkenntnis des Historikers Harry Waibel mindestens zwölf Menschen. „Wir können bisher 700 Vorfälle nachweisen und belegen, bei denen es mindestens zwölf Tote gegeben hat“, erklärt Waibel in dem MDR-Format. Nach Angaben des Senders hat Waibel Stasi-, Polizei- und Gerichtsakten ausgewertet und ist dabei auf Vorkommnisse im gesamten Gebiet der DDR gestoßen.

Familie von getötetem Kubaner schaltet Anwalt ein

Wegen des Arbeitskräftemangels warb die DDR ab Mitte der 1960er-Jahre Vertragsarbeiter aus dem Ausland an. Die ersten kamen aus Polen, Ungarn und Algerien. Später folgten Kubaner, Mosambikaner und Vietnamesen. Laut MDR gab es insgesamt 94.000 Gastarbeiter.

Mehr als 37 Jahre später hat die Familie von einem der getöteten Kubaner von den Todesumständen erfahren und den Münchner Anwalt Yavuz Narin eingeschaltet, heißt es in dem Beitrag. Dieser sieht nun die Staatsanwaltschaft in der Pflicht. „Wir gehen davon aus, dass die Staatsanwaltschaft Halle von sich aus tätig werden dürfte, da es sich bei Mord um ein Offizialdelikt handelt“, sagt der Anwalt.

„Wir regen an, dass sich der Anwalt direkt an uns wendet, wenn er neue Erkenntnisse und Sachverhalte in dem Fall hat“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle, Klaus Wiechmann. Bislang sei bei seiner Behörde noch kein einziges Schreiben eingegangen, das zu neuen Ermittlungen Anlass gebe.

„Veröffentlichung der Fälle hätte offiziellem Bild geschadet“

Laut MDR-Beitrag sind viele der Delikte auf Anweisung der DDR-Partei- und Staatsführung vertuscht worden. Waiber geht in dem Beitrag auch der Frage nach, warum vieles verschwiegen wurde und warum zahlreiche Taten nicht aufgeklärt wurden.

Von ihrer Ideologie überzeugt bis zum Schluss

"Mehr und mehr besinnen sich die Menschen darauf, was sie in der DDR gehabt haben." Das war eines ihrer letzten bekannten Zitate. Margot Honecker starb im Alter von 89 Jahren.

Quelle: Die Welt

„Eine Veröffentlichung der Fälle hätte dem offiziellen Bild der Internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft, das sich die DDR gegeben hatte, geschadet“, sagt Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur in Berlin, der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem hätte man dann auch die Ursachen hinterfragen müssen.

„Ein Auslöser für die Übergriffe war auch die unwürdige Behandlung der Ausländer“, erklärt Kaminsky. Sie seien nicht als Bereicherung gesehen worden. Erwachsene Menschen mussten in Wohnheimen leben, ihnen sei das Taschengeld zugeteilt worden. Liebesbeziehungen zwischen den Ausländern, aber auch zu Deutschen seien nicht gern gesehen worden. Sei beispielsweise eine Vietnamesin schwanger geworden, sei sie zur Abtreibung gezwungen oder gleich nach Hause geschickt worden.

dpa/mak

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