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Warum die Rückkehr von Eminem gerade heute so wichtig ist

Redakteur
Eminem-Trailer Eminem-Trailer
Der Heiland ist geboren: „The Death Of Slim Shady“
Quelle: Screenshot/YouTube
Eminem hat mit einem Horror-Trailer ein neues Album angekündigt. Er wird dabei wohl sein grenzüberschreitendes, moralfreies Alter Ego Slim Shady ein (vermeintlich) letztes Mal wiederbeleben. Unsere spaßbefreite Biedermeier-Gesellschaft hat das nötiger denn je.
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Es ist gerade einmal drei Jahre her, da schrieb eine kluge deutsche Journalistin, ein nicht so kluges Buch über ihre einstige Jugendliebe, von der sie heute, im Rückblick, bloß noch als Jugendsünde sprechen möchte. Diese Jugendsünde, die war, nun ja, die war Eminem. Sie, als „emanzipierte Feministin“ schäme sich heute dafür, dass sie damals die „gewaltverherrlichenden“, „menschenverachtenden“ und „frauenfeindlichen“ Texte des Rappers so gerne gehört habe.

Dabei ist das eigentlich beschämende an diesen Gedanken bloß, der sinnbildliche Unwille, Kunst als das anzuerkennen, was sie ist: Kunst. Um das hier einmal ganz einfach zu erklären: Marshall Mathers, der Mensch, hat Eminem, den Rapper, als eine Kunstfigur erschaffen und wenn man es ganz genau nehmen will, dann hat sogar die Kunstfigur Eminem ebenfalls eine Kunstfigur geschaffen, nämlich Slim Shady, der im Eminemschen Oeuvre für die allerhärtesten Lyrics zuständig ist, der auf seinen Tracks Themen wie Gewalt, Sex und Drogenkonsum drastisch überspitzt.

Dieser Slim Shady ist die triebgesteuerte, grenzüberschreitende Seite des Künstlers, die Personifizierung des Freud’schen Es, er macht und sagt Dinge, die Mathers, ja noch nicht einmal Eminem machen und sagen würde, rappt darüber, wie er seine Frau ermordet oder seine Mutter vergewaltigt oder auch mal in einer Schule Amok läuft.

Slim Shady versus Biedermeier

Dieser Gedanke mag vielleicht überfordernd sein, aber das nennt man: Kunst. In der Kunst ist es möglich, ja, auch nötig, die sogenannten Grenzen des guten Geschmacks, der Moral, des Sagbaren, immer wieder neu auszuloten. Sie bietet einen Raum, der das Unsagbare sagbar werden lässt und somit Debatten anstößt, die dazu führen, dass eine Gesellschaft sich ihrer eigenen Befindlichkeit vergewissert.

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Doch heute wird der Kunst nicht mehr der Raum der Kunst zugestanden. Der Künstler wird nicht mehr als Avatar akzeptiert, er wird in die politisch-soziale Gegenwart gezogen, es wird von ihm mehr und mehr erwartet, dass er den gesellschaftlichen Grundkonsens, die geltende Meinung des Mainstreams in seiner Kunst verarbeitet, statt diesem zu widersprechen. Wenn er das nicht tut, dann gilt er als „toxisch“.

Darum ist der alte Eminem im Allgemeinen und Slim Shady im Speziellen für ein bestimmtes Milieu zu einer figura non grata geworden. Mathers hatte Konsequenzen daraus gezogen. Jahrelang wurde seine Musik immer angepasster. Slim Shady verschwand. Bis heute. Mit einem Trailer kündigte Eminem gerade sein neues Album „The Death of Slim Shady“ an, auf welchem er sein Alter Ego wohl noch ein vermeintlich letztes Mal auf eine politisch überkorrekte, spaßbefreite Biedermeier-Gesellschaft loslassen wird.

In dem Trailer sieht man, wie Slim Shady als Teufel geboren wird. Und wenn man sich den Status quo einer moralisierenden Kunstdebatte im Jahr 2024 anschaut, dann muss man sagen, dass die Kunst diesen Teufel wohl niemals mehr gebraucht hat, als heute.

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