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Meinung AfD, Grüne, BSW

Warum Junge und Alte plötzlich ähnlich wählen

Redakteur Feuilleton
Wenn die Enkelin wählt wie die Oma Wenn die Enkelin wählt wie die Oma
Wenn die Enkelin wählt wie die Oma
Quelle: Getty Images/PhotoAlto
Nur noch elf Prozent der unter 25-Jährigen haben bei der Europawahl für die Grünen gestimmt – ein historischer Einbruch. Damit ist auch die Legende vom Konflikt der Generation Z gegen die Generation U wie „Umweltsau“ widerlegt.
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Vor fünf Jahren stimmte noch mehr als ein Drittel aller jungen Deutschen für die Grünen in Europa. Fünf Prozent wählten die AfD. Wenige Wochen nach den Wahlen sang der Kinderchor des WDR das Lied dazu im Video bei Facebook: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad / Das sind tausend Liter Super jeden Monat / Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau.“ Die Oma fuhr nicht nur Motorrad, sie fuhr mit dem SUV zum Arzt, sie briet sich täglich ihr Kotelett und ging mehrmals im Jahr auf Kreuzfahrt. „Meine Oma“, das beliebte Kinderleid, in der „2019-Fridays-for-Future-Version“.

Als für den WDR zuständiger Ministerpräsident wies Armin Laschet seinerzeit die Anstalt umgehend zurecht und forderte Respekt dem Alter gegenüber. „Die Debatte um den Klimaschutz“, ließ Laschet damals twittern, „wird von manchen immer mehr zum Generationenkonflikt eskaliert.“ So heizte es sich dann auch hoch in Oma-Gate-Hashtags, einer Entschuldigung des Intendanten für die „alte Umweltsau“, Demonstrationen vor dem Sender von älteren Herrschaften und Vorwürfen der AfD gegen den grünen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Klimaaktivisten. Boomer gegen Generation Z. Ein epischer Konflikt wie 1968, diesmal um die Zukunft statt um die Vergangenheit der Väter und der Großmütter.

Fünf Jahre später scheint sich eher ein Konsens zwischen den Generationen eingestellt zu haben. Nur noch elf Prozent der unter 25-Jährigen wählen die Grünen (23 Prozent weniger als Ende Mai 2019) – neun Prozent der über 60-Jährigen wählen die Grünen. Bei der AfD steht es zwischen den Jüngeren und Älteren sogar 16 zu zwölf (2019 stand es fünf zu elf). Auch in der Zustimmung zu BSW und FDP nähern sich die Generationen an. Lediglich SPD und CDU sind noch Parteien für die Alten.

Als der Großvater der Jugendsoziologie, Karl Mannheim, in den 1920er-Jahren die Generationen erfand, beschrieb er sie als „Gruppen im Selbst- und Fremdverständnis“. Der Europawahlsonntag hat das Verständnis der Generationen, vor allem der Generation Z, der Zoomer, der 16- bis 25-Jährigen jedenfalls nachhaltig erschüttert, wenn nicht alle Vorstellungen von Generationen überhaupt.

Michael Pilz

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