Millennials haben es schwer. Geboren zwischen 1980 und der Jahrtausendwende kommen sie mittlerweile in die Jahre – und ihnen lieb gewordenen Dinge aus der Mode. Haben Sie etwa gewusst, dass Skinny Jeans bei den Jüngeren, der Gen Z also, heute völlig verpönt sind, während weiße Tennissocken wieder als Must-Have gelten? Mit „Huhu“ begrüßt sich auch niemand mehr, der die 40 noch nicht überschritten hat.
Nun bahnt sich aber eine Errungenschaft an, die die Jugend nicht so leicht canceln kann. Ein eigener Apostel, ein katholischer Heiliger für die Millennial-Generation. Sein Name ist Carlo Acutis. Der Jugendliche, im Jahr 1991 in London geboren, starb im Jahr 2006 mit nur 15 Jahren an einer aggressiven Form der Leukämie in Italien.
Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil Heilige im Christentum meistens bereits sehr lange tot sind. Carlos Tod liegt aber erst 18 Jahre zurück. Als seine exhumierten und für eine Aufbahrung präparierten sterblichen Überreste 2020 für Pilgern und Gläubigen in Assisi zu sehen waren, wurde der früh verstorbene Teenager zum ersten Seligen in Jeans und Turnschuhen.
Warum ausgerechnet Carlo, fragen sich nicht nur die Millennials selbst, die damit aber ihrem Zweitnamen Gen Y (ausgesprochen [waɪ]) alle Ehre machen. Der junge Christ soll ein überaus frommes Leben geführt haben, sagt seine Mutter. Er engagierte sich in seiner Gemeinde, besuchte oft und aus eigenem Antrieb heraus die Heilige Messe, half mit seinem Taschengeld Obdachlosen und Geflüchteten.
Relevanter wird wohl aber seine frühzeitige Begeisterung für Computer und das Internet sein. Der digitale Autodidakt bastelte Webseiten für Pfarreien, als das noch nicht mühelos im Browser per Drag-and-drop möglich war. Mit nur 11 Jahren programmierte der junge Computer-Fan eine Online-Datenbank, die alle Wunder weltweit verzeichnete. Auch sonst warb er im Internet aktiv für seinen Glauben.
Nun soll Papst Franziskus persönlich die Seligsprechung vorangetrieben haben. Die Heiligsprechung steht derzeit zwar noch aus, die Voraussetzungen gelten aber seit letzter Woche als erfüllt. Carlo werden nun zwei Wunder zugeschrieben: Die Heilung eines brasilianischen Jungen im Jahr 2010 von einer schweren Erkrankung, weil dieser seine Gebete auch an den „Cyber-Apostel“ gerichtet haben soll. Sowie die Gesundung einer schwer verletzten Frau aus Costa Rica, deren Mutter dem Vatikan zufolge zum Grab von Carlo Acutis gepilgert war und zu ihm gebetet hat.
Carlos Figur soll also die Brücke ins digitale Neuland bauen helfen, so die naheliegende Vermutung, eine Brücke aus Bit und Bytes, Baustoffe, mit denen er sich so gut auskannte. Der „Influencer Gottes“ soll der katholischen Kirche dabei helfen, attraktiver für junge Menschen zu werden. Und das möglichst zügig. Schwierig für eine Institution, die eher in Jahrhunderten denkt.
Und so klingen die Bemühungen, Carlo als offiziellen Patron des Internets zu etablieren, eher nach den Geräuschen eines Modems bei der Einwahl ins Internet – mithilfe von AOL. Nicht dass Vertreter der Gen Z wissen würden, worum es dabei geht oder wie es sich anhört.