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  3. Mittagspause im Ratinger Hof: Peter Hein erinnert sich an Punk

Kultur Deutschpunk-Legende

„Wenn sich zwei treffen, dann kommen fünf Bands dabei raus“

Bildnummer: 50041544 Datum: 12.09.1990 Copyright: imago/Norbert Schmidt Ratinger Hof - Andrang am Eingang der Düsseldorfer Szenekneipe , Gebäude, außen, Außenansicht , Personen; Nachtleben, Kneipe, Bar, Kneipen, Bars, Lokal, Szenebar, Szene, Gastronomie, Cafe, Cafes, Szenecafe, Disco, Diskothek, Diskotheken, Szenedisco, Szenediscos, Szenediskothek, Szenediskotheken, Discos, Club, Clubs; , quer, Kbdia, Totale, Deutschland, Düsseldorf, Ohne, Bayern o0 1990; Aufnahmedatum geschätzt Bildnummer 50041544 Date 12 09 1990 Copyright Imago Norbert Schmidt Ratingen Yard Crowds at Entrance the Duesseldorf Bar scene Building exterior exterior view People Nightlife Pub Bar Pubs Bars Local Szenebar Scene Gastronomy Cafe Cafes Cafe scene Disco Discotheque Nightclubs Disco scene Scene discos Disco scene Scene nightclubs Discos Club Clubs horizontal Kbdia long shot Germany Dusseldorf without Bavaria o0 1990 date estimated Bildnummer: 50041544 Datum: 12.09.1990 Copyright: imago/Norbert Schmidt Ratinger Hof - Andrang am Eingang der Düsseldorfer Szenekneipe , Gebäude, außen, Außenansicht , Personen; Nachtleben, Kneipe, Bar, Kneipen, Bars, Lokal, Szenebar, Szene, Gastronomie, Cafe, Cafes, Szenecafe, Disco, Diskothek, Diskotheken, Szenedisco, Szenediscos, Szenediskothek, Szenediskotheken, Discos, Club, Clubs; , quer, Kbdia, Totale, Deutschland, Düsseldorf, Ohne, Bayern o0 1990; Aufnahmedatum geschätzt Bildnummer 50041544 Date 12 09 1990 Copyright Imago Norbert Schmidt Ratingen Yard Crowds at Entrance the Duesseldorf Bar scene Building exterior exterior view People Nightlife Pub Bar Pubs Bars Local Szenebar Scene Gastronomy Cafe Cafes Cafe scene Disco Discotheque Nightclubs Disco scene Scene discos Disco scene Scene nightclubs Discos Club Clubs horizontal Kbdia long shot Germany Dusseldorf without Bavaria o0 1990 date estimated
Monarchie und Alltag: Der Ratinger Hof, Ende der Siebziger der heißeste Ort der BRD (hier ein Foto von 1990)
Quelle: imago stock&people
Tonspur einer kulturellen Revolution: Vor vierzig Jahren wurde in Düsseldorf der deutsche Punk erfunden. Peter Hein, Sänger der legendären Bands Mittagspause und Fehlfarben, hat Pop-Geschichte geschrieben. Ein Live-Mitschnitt seiner Erinnerungen.

Entscheidend war, dass im Sommer ’77 super Wetter war, man konnte da gut herumhängen und auf Telefonverteilerkästen herumsitzen, nichts machen, aber trotzdem beschimpft werden, drei, vier Leute, mehr waren wir nicht: „Geht mal nach drüben!“ „Unterm Adolf hätt’s das nicht gegeben!“ „Arbeitslager!“

Dabei hatte keiner einen Irokesen oder so, nur die Haare abgesägt, das war skandalös genug, die sahen ja alle aus wie David Hasselhoff. Wir trugen beschriftete Turnschuhe, umgedrehte Jeans, Kindersonnenbrille, alte Anzugteile mit Büroklammern am Revers wie so eine Borte, Passfotos waren daran mit Sicherheitsnadeln angebracht, Kronkorken als Badges, RAF-Zeitungsausschnitte an das Sakko geheftet.

Vor Rockern bin ich abgehauen

Die Leute haben dich dann halt angeguckt, die wussten aber damals noch nicht, dass man Leuten wie uns auf die Fresse hauen muss, weil das noch nicht in der Zeitung stand, die hatten noch keinen Plan. Wir waren noch nicht „freigegeben“. Es war noch nicht klar, dass wir „Volksschädlinge“ waren. Manchmal hat man sich mit denen von Male getroffen, eher selten. Ich war beliebt bei den drei, vier Leuten, aber der Tommi Stumpff vom KFC (Kriminalitätsförderungsclub) wollte mir auf die Fresse hauen. Und vor den Rockern bin ich auch immer abgehauen.

Erst im Gefolge dieser Grundy-Geschichte in England (DieBill Grundy Show“ im Dezember 1976, das Interview mit den Sex Pistols), wurde Punk „Bild“- und „Bravo“-kompatibel, bis dahin war das ja Kindergarten. Aber es kamen immer neue Platten raus, die Clash, die erste Jam-LP, die Damned, alles Schönwetterplatten, die zweite Jam-Platte war schon im Nebel und im Herbst.

Irgendwann habe ich zufällig den Franz Bielmeier, der war Gitarrist bei Charley’s Girls und alles Mögliche, beim Plattenkaufen kennengelernt (und zwar in meiner Mittagspause) im Studio 33 in der Altstadt, einem von drei oder vier Läden, wo es Punk-LPs gab. Der Franz war 17 oder 18 damals, und ich 20, und wegen der gleichen Klamotten fragte er mich also: „Ey, bist du Punk?“ Und ich: „Ja, hm, scheint so.“ Und er: „Gemma mal Kaffee trinken?“

Dann gingen wir halt mal in diese Kneipe, die er vorgeschlagen hat. Da war es dann nachmittags sehr ruhig und dunkel, nichts los, und man wurde nicht groß belästigt. Ich hab auch wirklich nur einen Kaffee getrunken, kein Bier. Der Kellner dort war der Markus Öhlen, der hatte so pseudoblaue Haare, und der wollte wissen, was wir für Platten hatten. Der hat die gleich aufgelegt. Das war eben der „Ratinger Hof“.

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Nur am Samstag war der Laden gerammelt voll, die „unnormale Disco“. Da kamen Leute, die nicht in die übliche Mallorca-Kneipe wollten, da lief dann Bowie und so, die schlimmsten Stücke der Welt: Johnny Guitar Watson, 16 tons, Stevie Wonder rauf und runter, das volle grauenhafte Kellerprogramm, Disco Joe von Zappa, aber auch Dillinger, Wham, sehr gemischt.

Das wurde dann erst interessant, als der Markus auflegte und unsere Platten übernahm. Früher hatten ja die Kneipen die Platten und nicht die DJs, in jeder Kneipe waren drei Meter Platten, total versifft und verklebt, die DJs haben aufgelegt, was da war. Und wir haben dem unsere Sachen gegeben, da haben wir am Wochenende, wenn er auflegen durfte, das Programm umgestellt. Plötzlich kamen Leute, die man gar nicht kannte, da tauchte dann auch mal der Gabi Delgado auf, „der Spanier mit Rock-’n’-roll-Frisur“, der angeblich früher auch als Hippie herumlief, aber sich so wie wir kurz entschlossen die Haare abgesägt und eine andere Jacke angezogen hat.

Leute mit abgesägtem Bademantel

Dann kamen Leute aus Solingen mit abgesägtem Bademantel, das waren die späteren S.Y.P.H., keiner wusste, ob die jemals was machen würden, aber das Motto war plötzlich: Wenn sich zwei treffen, dann kommen fünf Bands dabei raus. Und drei Bands sind immer gegen die zwei anderen, das musste so sein.

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Irgendwann bin ich dann bei Charley’s Girls eingestiegen. Der Franz konnte wohl Gitarre spielen, ich konnte nichts spielen, aber er fragte mich, ob ich irgendwas habe: „Ja. Ich hab einen Bass.“ „Ah super. Kannst gleich mit uns proben.“ Wir sind dann immer zum Proben nach Köln gefahren, die haben mir das dann beigebracht, für zehn Proben und 20 Lieder hat’s gelangt, wir haben Ramones und Clash und Velvet Underground nachgespielt, da brauchst du nicht so viel können.

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Schlagzeug gab es auch keines, und weil ich die Texte konnte, habe ich bald mehr gesungen als gebasst. Das war in einer Druckerei in einer Tiefgarage, wo irgendwie ein Stadtmagazin gedruckt wurde von Linksrevoluzzern, Vorläufer dessen, was heute normale Stadtzeitungen sind. Dann haben wir manchmal in einem Keller in einem Haus bei Neuss geprobt, so ein gutbürgerlicher Elternproberaum vom Franz. Da sind wir mit dem Bus hingefahren, oder mit dem Jaguar von seinem Vater, wenn wir den Verstärker transportieren mussten, widerwillig und unter Protest natürlich. Und nur zum Proben! Denn aufgetreten sind wir ja lange nicht.

„Shit Family. Shit Family. Shit Family“

Die Besitzerinnen vom Hof, die Carmen Knöbel und die Ingrid, haben uns im Keller proben lassen, da war das mit Köln vorbei und wir brauchten nicht mehr in der Druckerei neben der Druckmaschine zu proben, da ging das ein bisschen ins Geordnete. Und der andere Kellner aus dem Hof, der Peter Stiefermann, wurde dann kurzfristig Bassist.

Parallel gab es immer Male, die waren auch so eine Schülerband und haben The Who, die Kinks und die Beatles ein bisschen schneller nachgespielt und englische Zeitungen gelesen. Male war okay, aber wer braucht Male? Ein Text von denen, an den ich mich gut erinnere: „Shit family. Shit Family, Shit Family“. Immer weiter Shit family. Ist aber Copyright drauf vom Jürgen Engler, das darf man nicht einfach so nachspielen.

Immer noch schönes Wetter

Irgendwann tauchte der Muscha (Jürgen Muschalek) auf und wurde Gitarrist, der war Beuys-Schüler, und die Carmen war ja die Frau von Imi Knöbel, der mit Blinky Palermo befreundet war, was wir aber nicht wussten, weil wir den auch nicht kannten. Für mich als Azubi waren die Kunstfritzen okay, ich war ja maturierter Azubi, Azubi mit Niveau.

Der Markus Öhlen, der Bruder von Albert Öhlen, kam von der Akademie, der Albert hat dann später im Hof mal ein paar Bilder an die Wand gekotzt, und der Markus ist mit Klosteinen rumgelaufen, das war dann schon ’78, glaub ich, jedenfalls immer noch schönes Wetter. Der Muscha hatte am Hafen so künstlermäßig ein Atelier/Wohnung, nass, kalt, feucht der Keller, also haben wir nicht im Keller geprobt, wegen feucht, sondern im Wohnzimmer. Das war so ein Pförtnerhäuschen, Viehfutterfabrik, Hafenbecken. Jetzt steht der Fernsehturm darauf, genau dort, als Proberaumdenkmal. Das höchste Denkmal, das je für eine Punkband errichtet wurde, denn genau darunter war der Probenraum von Charley’s Girls.

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Irgendwann gab’s dann auch das „Rock on“, der Laden war Spitze. Den haben Typen aus Duisburg gemacht, die sind einmal pro Woche nach London gefahren und haben eingekauft. Von da an waren die Platten wöchentlich vor Ort zu meiner privaten Verfügung, ich durfte als Erster auswählen, denn ich war Azubi und hatte bisschen Geld, dann durften die anderen die Brosamen aufheben. Das waren gewiefte Kapitalisten im Rock on, die haben gewusst: Dem legen wir das zurück, und dem das. Das war ein gutes Gefühl! Das Fußvolk stand immer da und sagte: Die will ich haben, die hat Janie auch. Janie J Jones, das bin ich. Das beste Gefühl war aber zu sagen: „Nee, die Platte nehm ich nicht, die ist Scheiße.“

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Dann sollten wir das erste richtige Konzert spielen in so einer riesigen Kö-Disco, richtig schnieke, Discopublikum, Freakshow: „Die Commodores haben hier gespielt!“, hieß es. Das muss dann so Herbst ’77 gewesen sein, oder Frühjahr ’78? Jedenfalls immer noch schönes Wetter, und wir haben dort dann gar nicht gespielt, aber geprobt haben wir. Mehrfach! Und wir mussten dafür in einem Modefotostudio Bandfotos machen lassen mit Baumaschinen, Schlagbohrer und so, die Fotos waren mannshoch und wurden in der Disco aufgebaut, ein Riesenbohai mit Vorverkauf.

Warnung vor den Friseuren

Drei Tage davor wurde ich im Hofgarten von Düsseldorfs zentralem Schwulenfriseur angequatscht: „Ey! Sag mal! Bist du auch eine Pünk? Da musst du dir vorher machen lassen die Haare bei mir.“ Das war das erste Mal, dass man mir gesagt hat, dass man mich kennt. Moment. Ein paar haben dann in der Disco den Getränkeraum geknackt, alle sind rausgeflogen, das war das erst Mal, dass die alle auf Trip waren, hinterher war alles grauenhaft. Der Franz ist dann durchgeknallt, alle sind durchgeknallt, wir sind einfach abgehauen, haben uns vor Schiss verdrückt. Ich glaube, das war eine Warnung: dass uns Friseure im Hofgarten angesprochen haben.

Richtig gespielt haben wir dann bei so einer Ausstellungseröffnung vom Imi, wir haben zu dem ja immer gesagt: „Hör mal, Imi, da an den Kanten könnte man aber ein wenig sauberer malen …“ Ich glaube, man sagt Konzeptkunst und abstrakte Formen dazu. Das war in Köln in einer Riesengalerie, und wir haben schon Grease gehört, nicht mehr Saturday Night Fever, also definitiv ’78, jedenfalls schönes Wetter.

Wir haben uns da auf der Bühne auch nicht verkleidet, Konzert war wie Leben, und Leben wie Arbeit, und Arbeit wie abends im Hof – es war eigentlich alles immer gleich. Weil alles andere wäre wie Karneval gewesen, und Karneval war furchtbar. Jetzt find ich ihn teilweise geil. Die Kunstgäste aus Köln wollten Punks gucken, aber wir haben nur Grease aufgelegt und dazu Rock ’n’ roll getanzt. Das hat denen nicht getaugt, also kam die Galeristin, voll besoffen, und wollte uns mit einer Weinflasche erschlagen. Aber Köln gilt ja sowieso nicht.

Stark und groß

Kurz darauf, wahrscheinlich drei, vier Monate später, war das dritte oder vielmehr erste Konzert von Charley’s Girls, da war der Markus Schlagzeuger, der Franz, der Thomas. Und der Thomas Schwebel war neuer Gitarrist, aber frag mich nicht warum, wir haben den dem Hary Rag von S.Y.P.H. gestohlen. Der Franz wollte nicht mehr Gitarre spielen, der wollte Bass spielen, deswegen hat er einen Gitarristen gebraucht.

Auf jeden Fall hatten wir keine Lust mehr, mit dem Peter Stiefermann weiterzumachen, wussten aber nicht, wie wir den loswerden. Das war so ein Angeber, der fand die Dead Boys so super, den konnte man nicht ertragen. Andererseits war der stark und groß, und wegen dem haben sie uns nicht verprügelt.

Der Frontmann der Band Fehlfarben, Peter Hein, tritt am Abend des 15.8.2003 im E-Werk in Köln bei einem Konzert im Rahmen der Musikmesse Popkomm auf. In den frühen 80er Jahren zählten die Fehlfarben zu den bekanntesten Bands der Neuen Deutschen Welle (NDW). Nach dem gelungenen Comeback mit dem Album "Knietief im Dispo" im vergangenen Jahr steht die Düsseldorfer New Wave- und Punkband jetzt wieder auf der Bühne und geht nach Konzerten zu Jahresbeginn wieder auf Deutschlandtournee. Mit ihrem kraftvollen Auftritt bei der Popkomm zeigte die Band, dass noch immer viel Energie in ihr steckt. Die Gruppe, die bis den Schlagzeuger in Originalbesetzung auftritt, hat sich die Energie ihrer frühen Jahre bewahrt. Knackige Songs im Drei- Minuten-Format und aufschreiende Gitarren rissen die rund 1500 Zuschauer des "Introducing 2003"-Festivals mit. | Verwendung weltweit
Mit Fehlfarben gelang Peter Hein noch einmal ein großartiges Comeback. Das jüngste Album "Über...Menschen" erschien 2015
Quelle: picture-alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Während des letzten Konzerts haben wir dann gesagt: Wir lösen uns auf, uns gibt’s nicht mehr. Und übrigens: Wir heißen jetzt Mittagspause. Darüber hatten wir schon lange geredet, wie man sich nennen kann, das war gefinkelt, tierisch durchdacht. Der Name sollte nicht so schnelllebig sein, und Mittagspause macht ja jeder, denn: Was kann dem deutschen Arbeiter niemand nehmen? Die Mittagspause!

Was dachten sich die Bullen?

1978 gingen auch die Extremkontrollen wegen der RAF los, da haben sie in Düsseldorf den Stoll abgeknallt, da kam im Hofgarten, wenn du nachts nach Hause gingst, immer ein Bulle um die Ecke: „Guten Abend, Personenkontrolle!“ Als wenn die Terroristen mit abgesägten Haaren und Kronkorkenbadges da herum laufen und Banken überfallen! Also, was sich die Bullen da fahndungsmäßig dachten – man weiß es nicht!

Aber natürlich haben wir immer den Sympathisanten raushängen lassen, und möglich, dass irgendwann Bekannte mal jemanden von denen bei sich pennen ließen, die haben ja immer irgendwo eine Wohnung gemietet und sahen aus wie Honecker. Wirkliche Sympathie? Nein. Angst? Auch nicht.

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Weil bei der RAF war ja klar, es konnte dich nicht treffen, wir waren ja weder Chauffeur noch Aktionär, kann man nicht mit heute vergleichen, wo der Terror so willkürlich ist. „Buback, Ponto, Schleyer – hau den auf die Eier!“, hieß es, aber niemand hätte es gemacht, ist ja logisch! Man machte halt Witze, aber es ging um die Musik, ums Tanzen.

Aus Male wurde dann Krups. War das ’79? Egal. Da war dann eh schon alles Scheiße. Da haben wir angefangen, selbst Stücke zu machen, zuerst Punkrock, dann mehr Ska, weil: Wenn alle sich anhören wie Punkrock, was kann man machen? Die Plattenladenfritzen vom „Rock on“ haben dann ein Label gemacht und mit Male eine Platte aufgenommen, ich sag mal: Winter ’78, jedenfalls schönes Wetter. Es gab also eine Platte aus Düsseldorf! Wahnsinn! Wahnsinn!

Frag mich, warum und wieso, aber auf einmal hieß es dann: Am Montag geht ihr in die Klangwerkstatt und nehmt auf. Das hat die Carmen gesagt, so kam mir das vor. Die wollte nämlich auch ein Plattenlabel machen, das hieß CK, und das war im Frühjahr ’79, immer noch tolles Wetter. Wir haben dann aufgenommen, und die Carmen hat Koteletts bezahlt, das Studio natürlich auch.

Aaaah! Super! Platte haben!

Wir spielten alles, was wir konnten, elf Stücke, und das war dann zu lang. Also was tun? Die günstigste Variante war, zwei Singles in ein Päckchen zu stecken, das war die erste Doppelsingle in Deutschland. Magical Mystery Tour war die erste weltweit. Unsere Auflage: Vermutlich 1000. Aber das war schon so: Aaaah! Super! Platte haben!

Damals hat man ja nicht telefoniert. Wir sind dann also in den Hof gekommen an den Tresen, und die Carmen hat gesagt: Seid ihr morgen um 7 bei mir? Die Platten sind da! Der Markus hat das Cover gemacht, das kam als Plakat mit den Plattenkartons, und wir haben die dann gefaltet. Die Carmen und der Imi in der Wohnung mit den Designermöbeln haben die Kinder ins Bett gebracht, und wir haben gefaltet.

Zum Glück musste man die nicht kleben, viele Indie-Bands mussten die Cover kleben, das war scheiße. Wir machten Fließband für Deppen. Ich war der einzige mit Abschluss, die anderen waren Abbrecher. Selber schuld, wenn du dich mit solchen Leuten einlässt. Die Platten lagen dann aber im „Rock on“, hör mal, im „Rock on“! Ob sie gekauft wurden, weiß ich nicht. Aber es hieß: „Die griffige Originalität wurde nie wieder vorher und nachher erreicht.“

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