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Trends Amtsfluencerin Conny

„Es gibt mehr gut gekleidete Beamte als man vermutet“

Freier Autor LIFESTYLE
Amtsfluencerin Conny macht sich über Beamte lustig – und war selbst mal eine Amtsfluencerin Conny macht sich über Beamte lustig – und war selbst mal eine
Amtsfluencerin Conny macht sich über Beamte lustig – und war selbst mal eine
Quelle: Vanessa Wunsch Photography/www.vanessa-wunsch.com
Über den öffentlichen Dienst gibt es viele Vorurteile. Nicht alle von ihnen stimmen, meint die Ex-Beamtin Conny, die in einem Podcast und in den sozialen Medien den Joballtag auf dem Amt parodiert. Ein Gespräch über Filterkaffee, Karo-Kurzarmhemden und Work-Life-Balance.
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Wenn in der Behörde der Stift fällt, fing Conny erst an zu arbeiten. Als Flugbegleiterin war sie jahrelang Tag und Nacht unterwegs, später im Hotelgewerbe kam der Schlaf ebenfalls zu kurz. Ermüdend, fand Conny, die ihren wirklichen Namen nicht veröffentlichen will. Sie suchte deshalb einen Job mit weniger Stress bei gleichzeitiger finanzieller Sicherheit – und fand ihn als Recruiterin im öffentlichen Dienst in Berlin.

Was sie dort sah, webt sie heute in Satire und spart dabei nicht mit Kritik. Ihr Ziel: mit Witz das schlechte Image ironisch brechen. Connys Instagram-Account folgen inzwischen mehr als 170 Tausend Menschen, sie hat seit Kurzem einen eigenen Podcast („Amtlich“) und bereits ein Buch veröffentlicht („Da bin ick nicht zuständig, Mausi“, dtv Verlag).

WELT: Wenn ich ans Amt denke, sehe ich Windows-PCs und Filterkaffee. Was sind Ihre ersten Assoziationen?

Conny: Ich denke an Enge und Starre, Karo-Kurzarmhemden und Skechers-Schuhe (lacht). Oder auch Barfuß-Schuhe.

WELT: Barfuß-Schuhe hätte ich jetzt eher in sozialpädagogischen Milieus vermutet.

Conny: Zu den Behörden gehört ja auch das Jugendamt. Und da arbeiten viele Sozialarbeiter. Da passen Birkenstocks super. Es gibt aber mehr gut gekleidete Beamte als man vermutet.

WELT: Warum haben Ämter so großes Satire-Potenzial? Ist es der Selbsthass der Deutschen auf ihre überbordende Bürokratie?

Conny: Jeder hatte schon mal Kontakt mit dem Amt und daher automatisch ein Gefühl dazu. Außerdem lassen sich Atmosphäre und Mitarbeiterstrukturen oft auf andere Angestelltenberufe übertragen. Mir folgt auf Instagram die halbe Charité Berlin und die schreiben oft, dass es bei ihnen im Team nicht viel anders läuft als im Amt. Agenturen, Zahnarztpraxen, Büroberufe im Allgemeinen. Das heißt, sehr viele Menschen finden sich oder ihr Kollegium in einer Form wieder und können darüber lachen. Überall gibt es eine Öko-Braut, überall eine Mitarbeiterin, die rassistische Fragen stellt, obwohl sie es vielleicht gar nicht so meint: „Sach mal, bist du eigentlich schwul oder arabisch, oder wat?“ (lacht) Inzwischen parodiere ich 13 unterschiedliche Charaktere auf dem Account.

Conny parodiert auf ihrem Account mehrere fiktive Charaktere, die so in der Behörde arbeiten könnten
Conny parodiert auf ihrem Account mehrere fiktive Charaktere, die so in der Behörde arbeiten könnten
Quelle: Vanessa Wunsch Photography

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WELT: Man könnte behaupten: Sie stellen das Amt und ihre Mitarbeiter nicht gerade schmeichelhaft dar. Viele wirken faul oder etwas dämlich. Bestätigen Sie dadurch nicht die Klischees?

Conny: Die einzige, die ich dämlich, aber liebevoll darstelle, ist Doris. Das ist eine 62-jährige Boomerin. Die anderen – und das hoffe ich wirklich, dass das die Zuschauerinnen erkennen – stelle ich wesentlich komplexer dar. Gisela zum Beispiel, die 50-jährige Ostdeutsche, setzt sich sehr ein für ihre Kollegen und ist eine richtige Gewerkschaftsfrau. Ronja ist der krasseste Management-Überflieger und kommt aus einem Konzern, aus dem sie viel Input in die Behörde mitbringt. Sie geht es nur unsympathisch und falsch an. Dilara ist auch sehr intelligent. Ich stelle also alle Charaktere lustig und überspitzt dar. Es soll auch ein bisschen aufstoßen. Eigentlich will ich damit das System kritisieren.

WELT: Wie reagieren die vielen Behördenmitarbeiter, die Ihrem Account folgen?

Conny: Die können sich damit gut identifizieren und sagen: „Man ey, lass uns doch mal über uns selbst lachen! Es gibt diese Typen halt bei uns in der Behörde. Ich bin vielleicht manchmal auch eine Doris, na und?“ (lacht) Sie sind dankbar, dass ich ihren Beruf thematisiere. Es gibt so viele unfassbar gute und motivierte Mitarbeiter in der Behörde. Für die tut mir das öffentliche Image manchmal Leid, weil sie untergehen. Dabei machen sie etwas für ihre Stadt, ihren Bezirk oder Kommune.

Weitere Klischees

WELT: Was ist Ihre Kritik am „System Behörde“?

Conny: Es gibt einen extremen Personalmangel, der viele in die Erschöpfung treibt. In den nächsten Jahren gehen viele Mitarbeiter in Pension. Auf der anderen Seite sind die Zugangsvoraussetzungen, um sich in der Behörde zu bewerben, sehr hoch. Von außen ist es sehr intransparent, was man in der Behörde überhaupt arbeiten kann. Viele fragen mich immer: Was hast du den ganzen Tag gemacht? Gestempelt? Außerdem sind viele gesellschaftliche Gruppen in der Behörde nicht repräsentiert, wie zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen – dadurch entsteht ein Machtgefälle, weil die Behörde ja über dein Leben entscheidet.

WELT: Sie haben selber einen türkischen Migrationshintergrund. Eine Followerin, die den auch hat, schrieb Ihnen, dass sie sich als Amtsmitarbeiterin manchmal immer noch unwohl fühlt, weil sie denkt, sie gehört eigentlich auf die Seite des Tisches, die Leistungen will.

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Conny: All diese Menschen gehören mit auf die Seite des Tisches, die entscheidet, ablehnt, zustimmt und berät. Nur so bekommen Antragsteller mit Migrationshintergrund das Gefühl, dass sie auch Teil der Gesellschaft sind. Das ist wichtig für die Bürgerkommunikation. Und kann auch die Empathie fördern. Wenn jemand kommt, der nur Englisch oder Spanisch kann, ist es gut, da auch drauf eingehen zu können und nicht nur zu sagen: „Wir sind hier in Berlin, Amtssprache ist Deutsch!“

WELT: Für wen ist ein Job in der Behörde geeignet, für wen nicht?

Conny: Man braucht einen langen Atem, um Veränderungen anzustoßen. Es ist eben die Exekutive des Staates. Das heißt, man ist an die Gesetzgebung gebunden. Es ist also natürlich keine Branche, in der man sich permanent neu erfindet und sich zwischendurch fünf Stunden zurückzieht, um kreativ zu werden. Dafür gibt der Beruf Halt und Struktur, Arbeit und Leben kommen mehr in Einklang. Keiner verurteilt dich, weil du pünktlich Feierabend machst.

WELT: Warum haben Sie trotzdem Ihren Beamtenjob geschmissen?

Conny: Ich habe gesehen, dass in mir kreatives Potenzial schlummert und das wollte nun raus. Als Beamtin kann man nicht so einfach Satire macht, weil immer die Frage mitschwingt: Will sich der Staat so präsentieren? Außerdem erreiche ich mit meinem Job als Amtsfluencerin viel mehr Menschen und kann potenzielle Bewerber für eine Behördenkarriere aufklären. In meinem Podcast spreche ich zum Beispiel darüber, was man im Jugendamt macht. Nimmt man da wirklich nur die Kinder weg, wie es uns RTL II weiß machen will? Anderseits wird man es nie hinbekommen, dass das Amt vollkommen sympathisch wirkt. Weil es auch Leistungen wie zum Beispiel Wohngeld verwehren muss. Aber ich kann zeigen: In der Behörde, das sind keine Aliens, sondern Menschen mit einer Psyche, die auch nichts für die Gesetze können. Beschwert euch bei der Politik!

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