Die Gartensaison startet nicht im Garten. Sondern auf der Fensterbank. Dort werden die Gemüsepflanzen und Sommerblumen am besten vorgezogen. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten W-Fragen zur Anzucht:
Warum ist das Vorziehen sinnvoll?
Viele Sommerblumen und Gemüsesorten werden vorgezogen - und zwar an noch kühleren Tagen und nicht im Garten, sondern im Haus. Dadurch gibt man den Pflanzen einen Startvorteil gegenüber dem später und direkt ins Beet gesetzten Grün. Denn wenn es draußen warm genug für die Pflanzen ist, sind aus der Anzucht aus dem Haus bereits kräftige Pflanzen geworden, die mehr aushalten können und auch früher blühen.
Wann beginnt die Anzucht?
Der Tipp von Landschaftsgärtner und Biologe Horst Mager zur Aufzucht lautet: Geduld. „Man sollte mit der Aussaat warten, bis es ab frühestens Mitte März genügend Tageslicht und Wärme gibt“, rät er, „damit sich die Sämlinge rasch entwickeln und dann circa sechs Wochen später ins Freiland können.“
Wer zu früh anfängt, etwa im Januar oder Februar, wird schnell merken: Die Pflanzen bilden lange, dünne und weiche Triebe. Man spricht hier vom Vergeilen. Das liegt am Lichtmangel, häufig kombiniert mit hohen Zimmertemperaturen. Diese Pflanzen sind schwächer und damit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.
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Daher reicht auch nach Ansicht der Bayerischen Gartenakademie für die meisten Gemüsearten und Sommerblumen eine Anzucht im März bis April. Wer unsicher ist: Die jeweils beste Anzuchtzeit findet sich auf den Verpackungen der Samen.
Auch beim Aussetzen sollte man geduldig sein: Die kleinen Pflanzen dürfen erst in den Gartenboden und in die Töpfe auf Balkon und Terrasse, wenn die Frostgefahr vorbei ist. Das ist in der Regel spätestens Mitte Mai der Fall, oft schon früher. Außerdem sind die kleinen Pflänzchen früh im Garten noch Schneckenfutter, sagt Mager.
Wo zieht man Gemüse und Sommerblumen vor?
Die Anzucht findet am Fenster statt. Dort ist es meist hell genug für die Pflänzchen. Aber es kommt darauf an, wie warm es im jeweiligen Zimmer ist.
Fruchtgemüse benötigt zum Keimen dort Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad, sagt die Bayerische Gartenakademie. Ist die Pflanze zwei Zentimeter hoch, muss es kühler sein - etwa 16 bis 20 Grad. Denn die anhaltende Wärme kann dann ebenfalls dazu führen, dass die Pflanzen vergeilen - also zu lang und zu dünn werden.
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Ein Tipp der Gartenakademie: Bei warmem Wetter den Nachwuchs schon mal tagsüber nach draußen stellen, das lässt die Pflanzen kompakter wachsen. Wichtig: Nicht in die pralle Sonne stellen, das vertragen sie noch nicht.
Salate brauchen zum Keimen Temperaturen von unter 16 Grad - sie stehen also besser nicht im beheizten Wohnzimmer. Sellerie, Kohlrabi, Blumenkohl oder Frühkohl sollten dagegen mindestens 14 Grad haben. Sonst schießen sie auf, bilden also vorzeitig Blütenstände aus.
Wie gelingt die Anzucht?
„Die Mengenangaben auf den Tüten sollte man ernst nehmen. Gerade bei Tomaten hat man gerne mal schnell 50 Jungpflanzen pro Sorte - und wer soll das nachher alles essen?“, fragt Svenja Schwedtke. „Zumal man natürlich auch gerne mindestens sieben verschiedene Sorten kultivieren möchte“, ergänzt die Gärtnerin im Scherz.
Ihr Tipp, wenn man doch zu viele Samen ausgeschüttet hat: rigoroses Aussortieren. „Die Schönsten bleiben, der Rest kommt weg oder man verschenkt sie an den Nachbarn.“
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Zur Aufzucht der Pflanzensamen braucht man keine extra Gewächshäuschen oder Töpfe. Mager zweckentfremdet dafür leere Eierkartons, Obstkisten, Klorollen und natürlich auch ausgediente Plastiktöpfe von anderen Pflanzen. „Das A und O ist allerdings Sauberkeit“, sagt Mager. Alte Töpfe muss man kräftig ausspülen.
Die Anzuchterde, die besonders mager sein sollte, mischt der Landschaftsgärtner aus Gartenerde und Sand zusammen. Erst kommt der Gartenboden bei 100 Grad für 30 Minuten in den Backofen, um schädliche Keime zu beseitigen. Anschließend mischt Mager etwa 30 Prozent Sand unter, damit das Substrat eine gute Wasser- und Luftführung hat und sich der Nährstoffanteil verringert.
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Wie tief die Samen in die Erde kommen, steht auf der Verpackung. Oder ob sie überhaupt von Boden bedeckt werden sollten. „In der Natur fällt die Saat einfach runter und bleibt liegen. Auf manche Samen fällt Laub und verdunkelt sie so“, erklärt Schwedtke. „Es gibt also Lichtkeimer, die brauchen gar nicht abgedeckt zu werden und Dunkelkeimer, über die - höchstens so dick, wie das Saatkorn groß ist - Substrat gesiebt wird.“
Dann muss das Samenkorn aufquellen, damit es keimen kann. „Deshalb gießt man Aussaaten an“, sagt Schwedtke. „Manche Samen, wie zum Beispiel die der Duftwicken, sollte man sogar über Nacht in Wasser einweichen, bevor man sie aussät.“ Wenn das auf Pflanzen zutrifft, steht das üblicherweise in den Anleitungen auf den Samentütchen.
Was hilft den Pflanzen?
„Wenn man begonnen hat, seine Aussaaten zu gießen, dann sollte man auch dabei bleiben“, rät Schwedtke. „Denn ganz frische Keimlinge vertrocknen schnell. Das Gießen sollte mit einer zarten Brause und nicht mit fettem Strahl geschehen - und vorsichtig und nach Bedarf.“
Haben die Pflanzen gekeimt, müssen sie in der Regel in größere Töpfe umziehen - das nennt sich Pikieren. „Dabei wird der Sämling vorsichtig an den Keimblättern aus der Aussaaterde gehoben und bis zu den Keimblättern in gute Kulturerde gesetzt“, sagt Svenja Schwedtke.
Zum einen ist das nötig, um die Pflänzchen besser mit Nährstoffen zu versorgen, an denen es der Aussaaterde mangelt. Zum anderen brauchen sie mit dem Heranwachsen mehr Platz und damit mehr Abstand zu ihren Geschwistern.
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