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  4. Waffentechnik: Auch für den Schützen konnte die „Bazooka“ tödlich sein

Zweiter Weltkrieg Waffentechnik

Ihre Schlichtheit machte die „Bazooka“ so tödlich

Der Raketenwerfer M1A1 gehörte 1944/45 zu den wichtigsten Waffen der US Army in Europa. Die Wehrmacht baute zwar eine weiterentwickelte Kopie der „Bazooka“, konnte aber mit den Amerikanern nicht gleichziehen.
1944 – Niederlagen an allen Fronten

Während die Westalliierten in der Normandie landen, überrennt die Rote Armee die deutsche Ostfront. Die Luftoffensive legt Deutschlands Städte in Trümmer. Das Attentat auf Hitler scheitert.

Quelle: WELT

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Ein Rohr, eine Stütze, ein Visier, eine Batterie, ein Griff und ein Abzug: Viel schlichter kann man eine Waffe nicht bauen. Eigentlich war der Raketenwerfer M1 „Bazooka“ eine ziemlich geniale Entwicklung. Aber eben nur eigentlich.

Denn so einfach sie in ihrer ersten Version war, als so unzuverlässig erwies sich dieser mit acht Kilogramm leichte und mit 138 Zentimeter Länge jedenfalls nicht übermäßig lange Raketenwerfer zunächst. Im Juni 1942 hatte die Großserienfertigung begonnen; binnen weniger Monate wurden mehrere zehntausend M1 an die US Army und die Marines ausgeliefert.

Doch bei den ersten Kampfeinsätzen in Nordwestafrika und auf der Salomoneninsel Guadalcanal im Südwestpazifik zeigte sich: Die Benutzung war gefährlich. Und zwar für die eigenen Soldaten mehr als für den Gegner.

Bosson (Belgique) vers le 20 decembre 1944 Lors de la Bataille des Ardennes, deux soldats d'un PIR de la 82e Division Aeroportee US armes d'un bazooka attendent l'arrivee des chars allemands. ©Usis-Dite/Leemage | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
In Belgien schiebt der Ladeschütze eines Bazooka-Teams der 82. US-Luftlandedivision eine Raketengranate ins Rohr einer M9
Quelle: picture alliance / Usis-Dite/Lee

Immer wieder nämlich zündeten die Raketenmotoren der anderthalb Kilogramm schweren Geschosse vom Typ M6 zu früh oder ganz ungewollt. Die elektrische Sicherung, die durch einen kleinen Hebel ein- und ausgeschaltet wurde, versagte viel zu oft.

Also wurde die Waffe im Mai 1943 überarbeitet. Die Sicherung durch eine noch primitivere, aber nach menschlichem Ermessenen gegen Fehlbedienungen gefeite Konstruktion ersetzt: Erst, wenn der Ladeschütze die Raketen per Draht mit dem Auslöser verbunden hatte, konnte die Batterie den Zündimpuls geben.

Vorher war der Kontakt automatisch beim Laden der Rakete hergestellt worden. Außerdem wurde die Waffe noch weiter vereinfacht, sodass sie nur noch gut sechs Kilogramm wog. Trotzdem erhielt sie eine Verstärkung im hinteren Drittel des Rohres – dort, wo der Raketenantrieb beim Start saß, war das Metall oft schon nach wenigen Abschüssen beschädigt.

US-Truppen mit einer M1916 im WKI
Gestelltes Foto eines M1916-Teams der US Army im Ersten Weltkrieg
Quelle: Wikimedia / Public Domain

In der US Army ersetzte die überarbeitete Bazooka, nun unter dem Kürzel M1A1, das 1916 eingeführte leichte Infanteriegeschütz M1916, eine Lizenzversion der französischen Canon d’Infanterie de 37 modèle 1916 TRP, die in den Grabenkämpfen ab dem späten Frühjahr 1918 zur deutlichen Überlegenheit der westlichen Truppen beigetragen hatten.

Diese Waffe im Kaliber 37 mm wog um die 40 Kilogramm, ihre Patronen in der Regel 800 Gramm. Zum Einsatz notwendig war ein Drei-Mann-Team. Die M1916 galt jedoch 1941 als überholt und wurde von der US Army ausgemustert. Als klassische Schusswaffe beruhte ihre Zerstörungskraft wesentlich auf dem hohen Tempo der abgeschossenen Granate; deren Mündungsgeschwindigkeit betrug 367 Meter pro Sekunde, also mehr als Schallgeschwindigkeit.

Die Bazooka dagegen, um den Faktor sechs leichter und von einem Ziel- und einem Ladeschützen zu bedienen, verschoss Raketengeschosse, deren Geschwindigkeit mit maximal 80 Metern pro Sekunde nicht annähernd so hoch waren wie bei der M1916. Ihre zerstörerische Wirkung kam durch die Ladungen: Für Panzer gab es Hohlladungen, die mit gerichteter Explosionswirkung bis zu 70 Millimeter Stahl durchdringen konnten; für andere Ziele Hochbrisanzsprengköpfe.

A German tank is knocked out by a bazooka during the Allied invasion of Normandy. (Photo by Fred Ramage/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Ein Bazooka-Team schießt auf einen Panzer V Panther
Quelle: Getty Images
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In der überarbeiteten Form M1A1, von der rund 60.000 Stück hergestellt wurden, und der rund 300.000-mal produzierten, 17,5 Zentimeter längeren und teilbaren Version M9 wurde die Bazooka ab Herbst 1943 eine der wichtigsten Waffen der US Army. Allerdings keine Geheimwaffe mehr.

Denn die Wehrmacht hatte schon im Herbst 1942 an der Ostfront einige der Raketenwerfer erbeutet. Sie waren im Rahmen der Unterstützungslieferungen für die Rote Armee im September 1942 per Schiff nach Murmansk gebracht worden und umgehend eingesetzt worden.

Ingenieure der deutschen Rüstungsindustrie entwickelten diese Waffe weiter zur Raketenpanzerbüchse 54, inoffiziell Panzerschreck genant. Das Kaliber wurde von 60 auf 88 Millimeter erhöht, das Geschoss wog statt 1,5 mehr als drei Kilogramm und auch das Raketentriebwerk brannte länger, sodass zur Sicherheit des Schützen ein Stahlschild angebracht werden musste. Das war bei der Bazooka unnötig, da die Raketenladung innerhalb des Rohres ausbrannte.

Raketenpanzerbüchse 54
Wehrmachtssoldaten mit der Raketenpanzerbüchse 54
Quelle: Wikipedia/Bundesarchiv Bild 101I-734-0010-15/CC BY-SA 3.0 de

Anfang 1944 kam der Panzerschreck in nennenswerten Stückzahlen zunächst bei Panzergrenadieren der Wehrmacht und der Waffen-SS zum Einsatz. Die deutsche Bazooka-Weiterentwicklung erwies sich als effiziente Waffe, genau wie ihr amerikanisches Vorbild.

Wenn auch nicht gegen Panzer, denn die neuen deutschen Modelle wie der Panzer IV Baureihe H, der Panther oder der Tiger konnten mit einer Bazooka nur unter sehr glücklichen Umständen ausgeschaltet werden. Aber im Infanteriekampf und gegen leicht oder ungepanzerte Fahrzeuge erhöhte die schlichte Raketenwaffe die Kampfkraft der GIs enorm. Vor allem, weil Geschosse in schier unendlicher Zahl zur Verfügung standen: Mehr als zwei Dutzend Millionen Stück stellten US-Fabriken bis 1945 her.

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