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Zweiter Weltkrieg D-Day 1944

Für die Invasion entwickelte ein Brite ein geniales Konzept

1,5 Millionen Soldaten und 4,5 Millionen Tonnen Nachschub hatten die USA nach Großbritannien gebracht. Aber wie sollte das Material nach Frankreich gebracht werden? Bei der Planung der Invasion ergab sich ein Problem.
Die Invasion der Alliierten in der Normandie

Am 6. Juni 1944 beginnt die Entscheidungsschlacht im Westen. Die Alliierten landen in Frankreich, die Wehrmacht versucht, den Feind ins Meer zurückzutreiben.

Quelle: WELT/Dominic Basselli

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Jeder ist sich selbst der Nächste. Das gilt auch für höchste Militärs in einem harten Krieg: Kein Stabschef einer Streitmacht gibt freiwillig Ressourcen an den Oberkommandierenden eines Frontabschnittes ab. Nicht einmal dann, wenn diese Ressourcen im Übermaß vorhanden sind.

Im Mai 1944 verfügte die US Navy nach ihrer eigenen Statistik über 31.123 Landungsfahrzeuge aller Klassen und Größen – vom Infanterielandungsboot mit neun Tonnen maximalem Gewicht bis hin zum Panzerlandungsschiff mit fast 5000 Tonnen Wasserverdrängung. Doch Admiral Ernest J. King, der Chef der Seekriegsleitung in Washington, hatte dem europäischen Kriegsschauplatz und dessen Oberbefehlshaber General Dwight D. Eisenhower gerade einmal 2493 davon zugewiesen – acht Prozent der Gesamtzahl und knapp elf Prozent der Tonnage.

American troops in full battle equipment set out in landing craft from England's shores enroute to the Normandy beaches June 6, 1944 (D-Day). (Photo by Photo12/UIG/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Die typischen US-Landungsboote waren bessere Nussschalen
Quelle: UIG via Getty Images

King hortete Landungsboote für das Inselspringen im Pazifik, in dem die US Navy und die Marines die dominierende Streitkraft waren, unter dem Kommando von Admiral Chester W. Nimitz. Eine Verlegung von Landungsbooten um den halben Globus für nur eine oder höchstens zwei Landungsoperationen lehnte King ab.

Als George C. Marshall, als Vorsitzender der Stabschefs des US-Militärs der höchste General der Vereinigten Staaten, davon erfuhr, gab er King einen dienstlichen Befehl: Umgehend sollte die Navy Landungskapazitäten nach Europa verlegen. Doch vorerst musste Eisenhower im Wesentlichen mit den vorhandenen Kapazitäten planen.

Die Landung in der Normandie, Gesamtdeckname „Overlord“, sollte sich aus verschiedenen Teiloperationen zusammensetzen. Die erste und zahlenmäßig größte sollte Operation „Neptune“ sein, die Landung von zehn Divisionen am Strand der Normandie an einem Tag, je zur Hälfte in der ersten und der zweiten Welle. Hinzukommen sollten alle drei verfügbaren Luftlandedivisionen, eine britische und zwei amerikanische, sowie Spezialkräfte wie die US Rangers und die britischen Commandos.

Eisenhower plante die Landung im Wesentlichen mit den vorhandenen, britischen Kapazitäten. Für „Overlord“ konnte er auf 6939 Seefahrzeuge aller Größen zurückgreifen: 1213 Kriegsschiffe, 736 Hilfsschiffe, 864 zivile Dampfer und immerhin 4126 Landungsboote oder -schiffe, zu zwei Dritteln aus britischem Bestand.

US soldiers gather around trucks disembarking from crafts shortly after D-Day 06 June 1944 after Allied forces stormed the Normandy beaches. D-Day, 06 June 1944 is still one of the world's most gut-wrenching and consequential battles, as the Allied landing in Normandy led to the liberation of France which marked the turning point in the Western theater of World War II. AFP PHOTO (Photo by - / AFP) (Photo credit should read -/AFP/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Schon am Nachmittag des 6. Juni 1944 landeten die Alliierten schweres Gerät an den Stränden der Normandie
Quelle: AFP/Getty Images

Ohnehin war klar, dass die Operation mit schwerem Gerät an Land deutlich mehr Nachschub benötigen würde als das Inselspringen der Marines im Pazifik. Immerhin ging es nicht darum, leicht- bis mittelschwer bewaffnete gegnerische Truppen aufzureiben wie im Pazifik, die selbst von jedem Nachschub angeschnitten waren und keine besonders großen Lager hatten anlegen können.

Sondern es ging gegen die Wehrmacht, die auf direktem Wege aus den Rüstungsschmieden des Dritten Reiches ständig neue Panzer, Geschütze und Munition bekommen würde. Wollte Eisenhower die unstrittige Vorgabe einhalten, dass die alliierten Truppen dem Gegner überall und jederzeit materiell mindestens um das Doppelte überlegen sein sollten, würden Landungsboote nicht ausreichen. Dafür brauchte man mindestens einen leistungsfähigen Hafen.

Der notwendige Nachschub lag bereit in Großbritannien. Mitte Mai 1944 standen etwa 1,5 Millionen Mann US-Truppen bereit und eine halbe Millionen Männer aus dem Commonwealth. 4,5 Millionen Tonnen Waffen, Munition, Treibstoff, Nahrung und Sonstiges waren insgesamt über den Atlantik gebracht worden.

Picture released on June 1944 of US Landing Craft, Vehicle, Personnel (LCVP) in Portsmouth Harbour prior to the Normandy landing, France. (Photo by - / various sources / AFP) (Photo credit should read -/AFP/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Vollgepackte kleine US-Landungsschiffe kurz vor der Abfahrt zur Invasion
Quelle: AFP/Getty Images
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Es handelte sich um mehr als 300.000 verschiedene Positionen und alles mindestens tausend-, oft zehn- oder hunderttausendfach: 8000 Flugzeuge, 1000 Lokomotiven, 20.000 Eisenbahnwaggons, 50.000 Fahrzeuge vom Panzer über Lastwagen bis hin zu Jeeps.

400.000 Tonnen Munition lagen bereit: Dutzende Millionen Artilleriegranaten, mehrere Milliarden MG- und Gewehrpatronen, unzählige Bomben aller Kaliber. Und die US-Industrie hatte ihre Umstellung auf Kriegsproduktion im Mai 1944 noch nicht einmal abgeschlossen. Die Invasion konnte kommen.

Doch in Großbritannien nutzte dieser Nachschub wenig; er musste nach Nordfrankreich gebracht werden. Doch die dafür infrage kommenden Häfen Cherbourg westlich der Landungszone und Le Havre östlich davon waren, das hatten die Résistance und die britische Special Operations Executive gleichlautend festgestellt, zu kaum einnehmbaren Festungen ausgebaut. Es wäre fahrlässig gewesen, auf ihre schnelle Eroberung zu setzen.

Da es weitere wettersichere Entladepiers in der Normandie nicht gab, entschied Commodore John Hughes-Hallett, im Planungsstab von „Overlord“ zuständig für die Landungskapazitäten: „Wenn wir keinen Hafen erobern können, müssen wir eben einen mitbringen.“

A Landing Craft, Vehicle, Personnel (LCVP) is approaching Omaha Beach, Normandy, France, 6th June 1944. To the right is another LCVP. The soldiers are protecting their weapons with Pliofilm covers against the wetness. These U.S. Army infantry men are amongst the first to attack the German defenses probably near Ruquet ? Saint Laurent sur Mer. Photo: Robert F. Sargent, U.S. Coast Guard (USCG). Normandy, France. (Photo by Galerie Bilderwelt/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Ein typisches Landungsboot der US Navy vor der Küste der Normandie am 6. Juni 1944 (nachcoloriert)
Quelle: Getty Images

Die Idee war nicht ganz neu. Winston Churchill hatte 1917 als Munitionsminister im britischen Kriegskabinett eine Landung britischer Truppen in Flandern im Rücken der deutschen Front vorgeschlagen, um den Stellungskrieg wieder in Bewegung zu bringen.

Doch weil auch dort die Eroberung intakter Häfen äußerst unwahrscheinlich war, wollte Churchill „eine Anzahl Leichter oder Caissons, nicht aus Stahl, sondern aus Zement“ bauen lassen. Solange sie leer seien, würden sie schwimmen; man könnte sie also an ihren Bestimmungsort vor der belgischen Küste schleppen. Dort sollten die ein gebauten Ventile geöffnet werden. Auf diese Weise würde auf offener See ein torpedo- und wettersicherer Hafen geschaffen werden.“

Vice-Admiral John Hughes-Hallett (1901 - 1972) of the Royal Navy, 1952. (Photo by Keystone/Hulton Archive/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
"Wir müssen einen Hafen mitbringen": John Hughes-Hallett (1901-1972)
Quelle: Getty Images

1917/18 fehlten den Entente-Mächten bei Weitem die Kapazitäten, um eine solche Landung umzusetzen; so verschwand Churchills Idee in den Akten. Doch 26 Jahre später hatte Hughes-Hallett, der als Royal-Navy-Offizier an dem Desaster der gescheiterten Landung bei Dieppe 1942 beteiligt gewesen war, den Gedanken aufgegriffen.

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Mit Unterstützung aus den USA ließ der Kommodore unter strikter Geheimhaltung mehr als 200 Senkkästen aus Stahlbeton bauen. Die größten wogen 5400 Tonnen, waren 60 Meter lang, 17 Meter breit und 18 Meter hoch. Außerdem entstanden 23 Molen aus einzelnen Pontons und Stahlelemente für 16 Kilometer Straßenbefestigung.

Um diese enorme Menge von Südwestengland nach Nordfrankreich zu bringen, reservierte die Royal Navy vorsorglich für den Frühsommer alle kommerziellen Hochseeschlepper. Die künstlichen Häfen, Deckname „Mulberry“, waren eine wichtige Methode, die mangelnde Kooperation von Admiral King auszugleichen.

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Allied ships, boats and barrage balloons off Omaha Beach after the successful D-Day invasion, Colleville-sur-Mer, Normandy, France, 9th June 1944. (Photo by Galerie Bilderwelt/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Drei Tage nach der Invasion war die Landung weiterer Soldaten und zusätzlichen Nachschubs schon alltäglich (nachcoloriert)
Quelle: Getty Images

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