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Zweiter Weltkrieg Das Jahr 1945

„Deadlight“ – Hitlers U-Boot-Flotte sank vor Irland

Rund 150 deutsche U-Boote fielen den Alliierten bei der Kapitulation des Dritten Reiches in die Hände. Einige Monate später begann „Operation Deadlight“, ihre Versenkung auf hoher See.
Freier Autor Geschichte
Nicht weniger als 100 Meter tief hatte das Meer an der Stelle zu sein, wie die 116 verbliebenen deutschen U-Boote versenkt werden sollten: Vorbereitung zur „Operation Deadlight“ in schottischen Loch Ryan im Herbst 1945 Nicht weniger als 100 Meter tief hatte das Meer an der Stelle zu sein, wie die 116 verbliebenen deutschen U-Boote versenkt werden sollten: Vorbereitung zur „Operation Deadlight“ in schottischen Loch Ryan im Herbst 1945
Nicht weniger als 100 Meter tief hatte das Meer an der Stelle zu sein, wo die 116 verbliebenen deutschen U-Boote versenkt werden sollten: Vorbereitung zur „Operation Deadlight“ in ...schottischen Loch Ryan im Herbst 1945
Quelle: www.wlb-stuttgart.de

Eine Sandbank im nordfriesischen Wattenmeer brachte es unlängst wieder an den Tag: Vor Süderoogsand südwestlich von Pellworm tauchten drei Schiffswracks auf, die zum Teil schon seit Jahrhunderten auf dem Meeresgrund liegen. Darunter die spanische Bark „Ulpiano“, die auf ihrer Jungfernfahrt zu Weihnachten 1870 bei Eisgang in einem schweren Sturm auf Grund lief. Die Besatzung musste zwei Tage auf dem Frachter ausharren, bis sie gerettet werden konnte.

Allein an der nordfriesischen Küste sind seit dem Jahr 1600 mehr als 800 Strandungen von Schiffen dokumentiert, was eine Vorstellung von der Größenordnung des marinen Friedhofs vermittelt, der in den atlantischen Randmeeren zwischen den Britischen Inseln und dem Festland in historischer Zeit entstanden ist. Zwei markante Stellen sind eng mit der blutigen Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden und wurden geradezu zu Symbolen deutscher Katastrophen.

Das eine ist die britische Marinebasis Scapa Flow auf den Orkney-Inseln, wo sich im Juni 1919 die ehemalige kaiserliche Hochseeflotte versenkte. Das andere sind einige kleinere Häfen zwischen Schottlands Nordwest- und Irlands Ostküste, vor denen zwischen November 1945 und Februar 1946 Hitlers U-Boot-Flotte von den Alliierten zerstört wurde. Die Operation ging unter dem Tarnnamen „Deadlight“ in die Annalen der Seekriegsgeschichte ein.

Ein neuer Typ von Super-U-Booten

Obwohl spätestens in der zweiten Hälfte des Jahres 1943 klar geworden war, dass die deutschen U-Boote die Schlacht im Atlantik verloren hatten, wurden weiterhin Einheiten zum selbstmörderischen Einsatz in den Atlantik geschickt. Ihre Aufgabe war es, möglichst große Ressourcen der Alliierten an Schiffen und Flugzeugen zu binden, auch wenn das mit dramatischen Verlusten erkauft wurde. 1943 wurden 287, 1944 153 Boote versenkt, die versenkte Tonnage betrug gerade einmal fünf Millionen Bruttoregistertonnen, 1942 waren es mehr als acht Millionen gewesen.

Während die Alliierten die U-Boot-Jagd mit Radar, Flugzeugen und Wasserbombenwerfern perfektionierten und in hoher Stückzahl standardisierte Schnellfrachter auf Kiel legten, setzten die Deutschen auf technische Verbesserungen. Schnorchel, zielsuchende Torpedos und sonarabsorbierende Rumpfbeschichtungen kamen zum Einsatz. Vor allem aber gelang mit der Entwicklung des Typs XXI noch einmal die Herstellung eines Waffensystems, das durchaus das Potenzial zur Wunderwaffe gehabt hätte.

Bombenangriffe, Materialmangel und Probleme bei der Ausbildung sorgten allerdings dafür, dass die ersten XXI-Boote erst 1945 einsatzbereit waren. Ihre wichtigen Waffen waren neuartige Akkus und leistungsstarke Elektromotoren, die erstmals lange Unterwasserfahrten ermöglichten und Boote schneller als bei der Überwasserfahrt machten.

Befehl für „Stichwort Regenbogen“

Nach Ende des Krieges berichteten U-Boot-Kommandanten, in den letzten Kriegstagen unerkannt unter starken britischen Flottenverbänden getaucht zu sein. Die Boote der XXI-Klasse gelten als die ersten in Großserie gebauten echten U-Boote und wurden zum Vorbild aller Nachkriegskonstruktionen.

Am 30. April, dem Tag, an dem sein „Führer“ im Berliner Bunker Selbstmord beging, gab Großadmiral und Nachfolger im Reichspräsidentenamt Karl Dönitz den Befehl für das „Stichwort Regenbogen“ aus. Danach sollten sich alle verbliebenen Kriegsschiffe des Dritten Reiches selbst versenken, um nicht „vor dem Feind kapitulieren“ zu müssen, wie Hitler es noch angeordnet hatte. Vier Tage später widerrief Dönitz allerdings seinen Befehl, um die laufenden Kapitulationsverhandlungen mit den Westalliierten nicht zu gefährden.

Viele Kapitäne ignorierten den Widerruf allerdings oder erhielten ihn nicht. So kam es, dass um die 220 U-Boote von ihren Besatzungen versenkt wurden. So dramatisch die Situation im Einzelnen war, konnten sich doch die Mannschaften in der Regel retten.

„Ein Gefühl der Erleichterung“

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Auf einer Veteranen-Website heißt es: „Alle Anstrengungen waren nutzlos gewesen; die Fluten der See überdeckten alle Hoffnungen, die man in die Boote bis zuletzt gesteckt hatte. Schutzlos fühlten sich die U-Bootmänner dem ausgeliefert, was kommen würde. Doch allen war auch ein Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit eigen, dass da hieß: Wir sind davongekommen, wir haben überlebt!“

Etwa 150 U-Boote aber wurden den Siegern übergeben. Rund 30 wurden von den alliierten Marinen übernommen und bis nach Argentinien hin verteilt. Ende Oktober entschied eine Kommission, der Amerikaner, Briten und Sowjets angehörten, dass die übrig gebliebenen Einheiten „sobald wie möglich“ zerstört werden sollten.

Als geheimer Ort für die „Operation Deadlight“ wurde eine Position etwas mehr als 100 Seemeilen nordwestlich von Irland bestimmt. Die Wassertiefe sollte nicht weniger als 100 Meter betragen, das Unternehmen Mitte Februar 1946 abgeschlossen sein.

Zielobjekte für Schiffsartillerie

Vom 25. November an wurde die verbliebene Seemacht des Dritten Reiches – insgesamt 116 Boote – in Gruppen auf die hohe See geschleppt. Zahlreiche Einheiten gingen bereits auf der Fahrt in stürmischer See verloren, weil die Trosse rissen. Sie mussten vor Ort versenkt werden. Die übrigen wurden zu Zielobjekten für die Schiffsartillerie britischer und polnischer Kreuzer und Zerstörer. Am 12. Februar 1946, drei Tage vor Fristende, sank mit U 3514 das letzte U-Boot in die Tiefe.

Im Gegensatz zum Wattenmeer ist diese Ecke des Nordatlantiks nicht dafür bekannt, dass sie einmal erbeuteten Schiffen die Rückkehr an die Oberfläche erlaubt. So blieb die See nördlich des Nordkanals von Veteranentourismus verschont. Allerdings gibt es immer wieder kommerzielle Pläne, die Wracks aufzuspüren und gegebenenfalls zu heben. Seine antimagnetischen Eigenschaften machen den U-Boot-Stahl noch heute zu einem lukrativen Gut.

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