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Kopf des Tages Maximilien Robespierre

Als die Pariser Henker die Guillotine im Akkord benutzten

Mit dem Gesetz gegen „Verschwörer“ und „Feinde der Freiheit“ eröffnete Maximilien Robespierre im Juni 1794 den „Großen Terror“. Tausende verloren in dieser blutigsten Phase der Französischen Revolution ihr Leben, am Ende er selbst.
Freier Autor Geschichte
Portrait de Maximilien Marie Isidore de Robespierre (1758-1794), homme politique français. Portrait de Maximilien Marie Isidore de Robespierre (1758-1794), homme politique français.
10. Juni 1794: Maximilien Robespierre (1758–1794), Anwalt, setzt auf den "Großen Terror"
Quelle: picture-alliance / Leemage

Die Sätze, mit denen Maximilien Robespierre am 10. Juni 1794 die Gesetzesvorlage seines Verbündeten Couthon vor dem Nationalkonvent in Paris verteidigte, nehmen in der Liste rhetorischer Nebelkerzen einen Spitzenplatz ein: „Wir treten den perfiden Andeutungen entgegen, durch die man die Maßnahmen, die das öffentliche Interesse vorschreibt, als übertriebene Strenge einzustufen sucht. Diese Strenge muss jedoch nur von den Verschwörern, nur von den Feinden der Freiheit gefürchtet werden.“ Von da an kamen Henker und Guillotine mit dem Abarbeiten der Urteile kaum nach. Denn das Gesetz vom 22. Prairial des revolutionären Jahres II markierte den Beginn des „Großen Terrors“ der Französischen Revolution.

Den Terror hatte der Wohlfahrtsausschuss als zentrales Regierungsgremium bereits im September 1793 auf die Tagesordnung gesetzt. Nachdem radikale Sansculotten in den Nationalkonvent eingedrungen waren und ultimativ Brot für das Volk und die Guillotine für die „Verräter“ auf den Schlachtfeldern gefordert hatten, waren die Grundrechte massiv eingeschränkt worden.

Real depiction of the guillotine at Paris, 1791-1792. Found in the Collection of Bibliothèque Nationale de France. (© Fine Art Images/Heritage Images)
Als "humanes Tötungsinstrument" hatte die Revolution die Guillotine eingeführt
Quelle: picture alliance / Heritage-Imag

Prozesse konnten nach drei Tagen abgeschlossen werden, wenn die Geschworenen „ihr Gewissen genügend erleuchtet“ fanden. Richter durften ihr Votum mündlich abgeben. In aufständischen Regionen gingen Sonderbeauftragte und -tribunale mit Schnellverfahren und Massenhinrichtungen gegen „Verdächtige“ vor.

Couthons Gesetz aber übertraf das deutlich. Nun wurden Tribunale eingerichtet, die „weniger herkömmlicher Rechtsprechung als der Lynchjustiz verpflichtet waren“, schreibt der Revolutionsspezialist François Furet. Untersuchungen wurden abgeschafft, Denunzierungen reichten als Grundlagen für Anklagen aus: „Wenn es Beweise gibt, materieller oder moralischer Natur, unabhängig vom Zeugenbeweis, werden keine Zeugen gehört“, heißt es in Artikel 13.

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Das Prairialgesetz begründete den Justizterror. Vom September 1793 bis zu seinem Inkrafttreten hatte es in Paris 1220 Schuldsprüche gegeben. In den 49 Tagen bis zum Sturz Robespierres am 27. Juli gab es 1376. Zugleich füllten Tausende die Gefängnisse der Hauptstadt, deren entsetzliche Zustände weitere Opfer forderten. Das bedeutete, dass die Guillotine jeden Tag etwa 28 Mal einen Kopf vom Rumpf trennte. Zugleich nahm der Kampf gegen den Widerstand in der Vendée oder im Rhonetal Züge eines Vernichtungskrieges an.

Warum Robespierre und seine Anhänger den Terror intensivierten, ist eine schwierige Frage. Denn ihre politischen Gegner, die Radikalen um Jacques-René Hébert und die Gemäßigten um Georges Danton, hatten bereits zuvor ihren Kopf verloren. Auch waren die Armeen der Revolution nicht mehr in der Defensive, sondern gingen zum Gegenangriff über. Dadurch verbesserte sich auch die Versorgungslage in Paris.

Nach einem misslungenen Selbstmordversuch wartete Robespierre am 27./28. Juli 1794 auf sein Ende
Nach einem misslungenen Selbstmordversuch wartete Robespierre am 27./28. Juli 1794 auf sein Ende
Quelle: picture-alliance / Mary Evans Pi

Damit aber war die Revolution regelrecht „eingefroren“, wie Robespierres wichtigster Verbündeter Louis Antoine de Saint-Just befand. Er meinte damit die fehlende Begeisterung beim Fest des Höheren Wesens, das Robespierre am 8. Juni inszeniert hatte, um die Nation auf die rechte Moral einzuschwören. Doch eingefroren war auch das Verhältnis zwischen Wohlfahrtsausschuss und Nationalkonvent, zwischen den Kommissaren in den Provinzen und der Zentrale, zwischen dem Volk und jenen, die sich für die Hüter der Revolution hielten.

Nur noch der Terror sicherte Robespierres Herrschaft. Als der sich in Andeutungen erging, weitere „Verräter“-Gruppen wegen Korruption und militärischen Despotismus ins Visier zu nehmen, schlossen sich verunsicherte Konventsabgeordnete und Jakobiner zusammen und organisierten am 9. Thermidor II Robespierres Verhaftung. Nachdem ein halbherziger Befreiungsversuch in der Nacht gescheitert war, wurde er zusammen mit 21 Anhängern am nächsten Tag hingerichtet. Die „Grande Terreur“ war zu Ende.

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