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Geschichte USA vs. Sowjetunion

So global war der Kalte Krieg wirklich

Zwischen 1945 und 1990 stand die Welt mehrfach am Rande der atomaren Vernichtung. Mit dem Berliner Kolleg Kalter Krieg gibt es jetzt eine Institution, die sich der Blockkonfrontation widmet.
Leitender Redakteur Geschichte
Ein angolanischer Soldat mit einer Kalaschnikow vor sowjetischen Boden-Luft-Raketen Ein angolanischer Soldat mit einer Kalaschnikow vor sowjetischen Boden-Luft-Raketen
Ein angolanischer Soldat mit einer Kalaschnikow vor sowjetischen Boden-Luft-Raketen
Quelle: picture-alliance / dpa

Mindestens 22 Millionen Tote in rund 150 militärischen Konflikten: Das ist die Bilanz der Konfrontation der westlich-demokratischen Welt mit dem sowjetkommunistischen Block zwischen 1945 und 1990. In der Dritten Welt war der Kalte Krieg, anders als in Europa, lange ziemlich heiß. Im Bewusstsein hierzulande spielt diese Dimension keine Rolle. Das ist verständlich angesichts der Erleichterung, dass der drohende atomare Overkill ausgeblieben ist. Aber so bleibt das Bild unvollständig.

Immerhin aufmerksam machen auf dieses Problem will jetzt das Berliner Kolleg Kalter Krieg. Im vergangenen Jahr gegründet, hat die kleine Einrichtung jetzt ihre ersten beiden Projekte freigegeben: einerseits eine Website, mit der die Forschung zur Blockkonfrontation weltweit für Wissenschaftler, Journalisten und Lehrer erschlossen werden soll. Andererseits eine Plakatausstellung in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung, die in 1500 Exemplaren und bisher fünf Sprachen weltweit verbreitet wird.

Vom Hunger gezeichnete Menschen in Biafra
Vom Hunger gezeichnete Menschen in Biafra
Quelle: picture-alliance / dpa

Längst nicht alle der von Kolleg-Chef Bernd Greiner gezählten rund 150 Konflikte gehen auf die Blockkonfrontation zurück. Aber alle wurden durch das Eingreifen meist beider Supermächte verschärft und verlängert, aber so gut wie nie beendet.

Der Konflikt um die erdölreiche nigerianische Provinz Biafra etwa ging ursprünglich zurück auf die Auseinandersetzung der muslimischen Völker der Hausa und Fulani im Norden mit den christlichen Igbo im Süden, eben Biafra. Untypisch an diesem Konflikt war, dass sowohl westliche Staaten wie kommunistische Regime Waffen an beide Seiten lieferten, es also keine klaren Fronten gab. Dennoch hielt diese von tagespolitischen Erwägungen getriebene Hilfe den Konflikt am Leben – und tötete so indirekt bis zu knapp drei Millionen Menschen.

Der Afghanistan-Konflikt als klassischer Stellvertreterkrieg

Eindeutiger war die Lage beim Bürgerkrieg in Angola. Hier unterstützte Kuba, obwohl militärisch wie ökonomisch weitgehend abhängig von der Sowjetunion, mit zeitweise fast 40.000 eigenen Soldaten die marxistische Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA). Dagegen wandte sich das damalige Südafrika, dessen Apartheidsregime der Westen ebenfalls vor allem akzeptierte, weil der Burenstaat als südlicher Pfeiler der Abwehrfront im Kalten Krieg benötigt wurde. Insgeheim unterstützte die CIA die südafrikanische Intervention. Mindestens 500.000 Zivilisten kamen um.

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Bekannter in Deutschland sind Konflikte wie der Koreakrieg 1950 bis 1953, an dem westliche sowie sowjetische und chinesische Truppen auch direkt beteiligt waren, sowie der Vietnamkrieg, an dem die UdSSR und China zeitweise sogar darum konkurrierten, wer dem kommunistischen Nordvietnam mehr Waffen zur Verfügung stellte. Die USA ihrerseits setzten eine halbe Million eigene Soldaten ein, von denen knapp 60.000 umkamen. Die genaue Zahl der Gesamtopfer für beide Konflikte kann nicht angegeben werden; die höchsten Schätzungen liegen für Korea bei 4,5 und für Vietnam bei vier Millionen. Ein ungeheurer Blutzoll.

Die Ausstellung „Der Kalte Krieg“ des Berliner Kollegs Kalter Krieg und der Bundesstiftung Aufarbeitung umfasst 22 Plakate und kann zum Selbstkostenpreis von 30 Euro bestellt werden
Die Ausstellung „Der Kalte Krieg“ des Berliner Kollegs Kalter Krieg und der Bundesstiftung Aufarbeitung umfasst 22 Plakate und kann zum Selbstkostenpreis von 30 Euro bestellt werde...n
Quelle: Bundesstiftung Aufarbeitung

Ein klassischer Stellvertreterkrieg war schließlich der Afghanistan-Konflikt in den 80er-Jahren. Die Rote Armee war in das zentralasiatische Land eingefallen, um prokommunistische Putschisten zu stützen; die USA rüsteten im Gegenzug fundamentalistische Muslime militärisch auf. Zur Ruhe gekommen ist Afghanistan seither nicht mehr.

Diese Beispiele zeigen, dass die globale Perspektive auf den Kalten Krieg dringend nötig ist. Grund, den eingeführten Begriff zu ändern, gibt es trotzdem nicht, denn zur jederzeit technisch möglichen und mehrfach auch unmittelbar drohenden großen Konfrontation kam es ja gerade nicht: Der vernichtende Atomkrieg blieb aus.

Leider hatte Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedjew nicht ganz unrecht, als er – laut der offiziellen Übersetzung – bei der Internationalen Sicherheitskonferenz in München vor wenigen Wochen sagte: „Wir sind heruntergerollt zu den Zeiten eines neuen Kalten Krieges.“ Natürlich sagte er nicht, wer dafür die Verantwortung trägt – ausschließlich sein Chef, Russlands aggressiver Präsident Wladimir Putin. Jedenfalls wiederholen sich derzeit in der Ukraine und in Syrien die Konfrontationsmuster, die schon zu Zeiten des eigentlichen Kalten Krieges in der Welt vorkamen.

Natürlich kann eine zeitgeschichtliche Institution wie das Berliner Kolleg Kalter Krieg an dieser Lage nichts ändern. Es kann nicht wie das mit mehr als 30 Mitarbeitern ungleich größere und bestens mit Mitteln ausgestattete National Security Archive in Washington D.C. (nicht zu verwechseln mit dem genauso abgekürzten US-Geheimdienst National Security Agency) systematisch Archivalien suchen und veröffentlichen, die Einblicke in die Zeit des Kalten Krieges ermöglichen. Aber ein wenig mehr Bewusstsein hierzulande zu schaffen, das wollen Bernd Greiner und das knappe halbe Dutzend Mitarbeiter schon versuchen. Wichtig genug ist es.

Dieser Mann hat den Dritten Weltkrieg verhindert

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges meldete ein sowjetischer Satellit den Start einer US-Rakete. Aber der Russe Stanislaw Petrow verhinderte den Atomkrieg. Nun erinnert er sich.

Quelle: N24

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