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  3. Banken: Die trügerische Ruhe - Bafin sieht noch keine echte Entspannung

Geld „Stresstest in Echtzeit“

Die trügerische Ruhe nach dem Bankenbeben

16 internationale Banken gelten in einem Bain-&-Company-Test als anfällig 16 internationale Banken gelten in einem Bain-&-Company-Test als anfällig
16 internationale Banken gelten in einem Bain-&-Company-Test als anfällig
Quelle: Getty Images/Westend61
Nachdem im März noch überall von einer drohenden Finanzkrise die Rede war, scheinen sich die Turbulenzen beruhigt zu haben. Die Finanzaufsicht Bafin sieht aber noch keine echte Entspannung auf den Finanzmärkten. Vor allem „irrationale Ängste“ bereiten ihrem Chef Sorgen.
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Klar, die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat mit ihren Einschätzungen bei Weitem nicht immer richtig gelegen. Anfang des Jahres aber zeigte sich ihr Chef Mark Branson zweifellos hellsichtig. Da warnte er davor, „wie plötzlich und mit welcher Wucht sich Risiken aufbauen – und sogar Realität werden können.“

Schon damals besonders im Fokus: die unerwartet schnell steigenden Zinsen. Deren Folgen haben sich tatsächlich schneller und vor allem dramatischer gezeigt als damals angenommen. Seit der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) Anfang März befindet sich die Finanzwelt zumindest in latenter Aufregung, geht gar die Angst vor einer neuen Bankenkrise um.

In den USA sind in den vergangenen Wochen noch drei weitere Banken kollabiert, in der Schweiz musste die Credit Suisse, immerhin eines der 30 wichtigsten Institute weltweit, von der UBS übernommen werden. Und auch wenn die Zeichen derzeit einmal mehr auf Stabilisierung stehen, dürfte die Unruhe weiter anhalten.

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Das sieht auch Branson so. Das globale Finanzsystem durchlaufe aktuell einen „Stresstest in Echtzeit“, sagte er bei der jährlichen Pressekonferenz der Bafin in Frankfurt. In diesem habe es sich bisher zwar insgesamt als stabil erwiesen. Es sei jedoch nicht sicher, dass dies auch so bleibe. Denn Krisen entwickelten sich für gewöhnlich „in Schüben.“ Und noch seien nicht alle Folgen der gestiegenen Zinsen sichtbar.

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Aktuell belasten diese die Banken vor allem bei der Bewertung von ihnen gehaltener Wertpapiere, etwa bei Staatsanleihen. In Deutschland summierten sich die Verluste hieraus im vergangenen Jahr bei Sparkassen und Volksbanken auf 13 Milliarden Euro. Andere Institute können diesen Effekt vermeiden, wenn sie die Wertpapiere bis zum Ende der Fälligkeit halten.

16 internationale Banken anfällig im Test

Die US-Einlagensicherung FDIC ermittelte im vergangenen Dezember, dass sich die unrealisierten Wertverluste bei den Anleihebeständen der US-Banken auf 620 Milliarden US-Dollar beliefen. Kritisch werden diese jedoch dann, wenn Banken die Papiere zu den niedrigeren Marktpreisen verkaufen müssen. Die Silicon Valley Bank etwa war dazu gezwungen, weil ihre Kunden in großem Stil Einlagen bei ihr abgezogen hatten.

Ihrem Zusammenbruch sind in den USA weitere Fluchtbewegungen gefolgt. Nach Daten der US-Notenbank Fed haben Kunden seit März rund 500 Milliarden US-Dollar von amerikanischen Banken abgezogen. Betroffen davon sind vor allem kleinere Regionalbanken, die als weniger stabil gelten.

In der Folge schwankten auch ihre Aktienkurse extrem, nach einem krassen Einbruch sind sie zuletzt wieder deutlich gestiegen. Die Branchengrößen konnten dagegen teilweise erhebliche Zuflüsse registrieren.

Die Unternehmensberatung Bain & Company sieht darin eine Folge eines neuen Kampfes um Glaubwürdigkeit, um „Street Credibility“, wie es in einer aktuellen Analyse heißt. Der Bankensektor habe demnach zwar keine strukturellen Probleme.

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Investoren und Kunden beurteilten die Perspektiven einzelner Institute jedoch skeptisch. In einem „Health Check“ haben die Berater 150 große internationale Banken hinsichtlich ihrer Wahrnehmung im Markt und ihrer Liquiditätsposition analysiert. Immerhin 16 erwiesen sich dabei als gleich doppelt anfällig.

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Anders als in den USA sind die Einlagen bei deutschen Banken nach Daten der Bundesbank bislang weitgehend stabil. Und zumindest nach Einschätzung von Bafin-Chef Branson gibt es auch „keine rationalen Gründe“ für größere Geldabflüsse und eine womöglich daraus folgende Liquiditätskrise. So hätten hier nur „eine Handvoll“ Institute ihre Zinsänderungsrisiken nicht im Griff. Diese begleite die Aufsicht eng, eine „systemische Krise“ drohe sicher nicht.

Allerdings spielten auch „irrationale Ängste“ eine Rolle, sagte Branson. Und das sei deutlich gefährlicher als früher. Denn Bank-Runs, vollzögen sich heute oft rasend schnell. Während die Liquidität in der Finanzkrise 2008 oft über Monate abgeflossen sei, könne dies nun innerhalb von Stunden geschehen.

Kein Steuergeld mehr für angeschlagene Banken

Über die sozialen Medien verbreiteten sich Nachrichten und Gerüchte schließlich deutlich schneller, über digitale Zugriffe ließe sich das Geld zudem schnell verschieben. So war es etwa bei der SVB der Fall. Aber auch bei der Credit Suisse verpufften selbst die Stützungen der Schweizer Nationalbank binnen weniger Stunden.

Mark Branson, Präsident der BaFin, sieht weitere Risiken für die Banken
Mark Branson, Präsident der BaFin, sieht weitere Risiken für die Banken
Quelle: picture alliance/Ulrich Baumgarten

Einige Wissenschaftler hatten deshalb zuletzt angeregt, die existierende Einlagensicherung deutlich auszuweiten. Derartige Vorschläge hält Branson weder für praktikabel noch wünschenswert. Allerdings müssten die Regulierer erkennen, dass „ungesicherte Einlagen keineswegs so stabil sind wie angenommen.“

Teilweise seien sie sogar „besonders flüchtig.“ Die bisherigen Vorgaben müssten deshalb mittelfristig nachgeschärft werden. Und kurzfristig könnten die Aufseher von einzelnen Instituten zusätzliche Liquiditätszuschläge verlangen.

Klar sei aber auch, dass in Zeiten der Panik, bei einem „temporär explosiven Liquiditätsbedarf“, große Banken kaum ohne vorübergehende staatliche Zusagen auskommen dürften. Weitere Hilfen solle es aber nicht geben. Schließlich hätten die Regulierer nach der im Jahr 2007 beginnenden Finanzkrise versprochen, Banken nicht mit Steuergeld zu retten. Und das sollten sie auch halten.

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Quelle: WELT

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