On aims and methods of ethology

N Tinbergen�- Zeitschrift f�r tierpsychologie, 1963 - Wiley Online Library
N Tinbergen
Zeitschrift f�r tierpsychologie, 1963Wiley Online Library
Ich habe in diesem Aufsatz kurz anzudeuten versucht, was meiner Ansicht nach das
Wesentliche in Fragestellung und Methode der Ethologie ist und weshalb wir in Konrad
Lorenz den Begr�nder moderner Ethologie erblicken. Hierbei habe ich vielleicht das
Arbeitsgebiet der Ethologie weiter gefa�t, als unter Ethologen gebr�uchlich ist. Wenn man
aber die vielartige Arbeit jener Forscher �bersieht, die sich Ethologen nennen, ist man zu
dieser weiten Fassung geradezu gezwungen. Ich habe in meiner Darstellung weder�…
Zusammenfassung
Ich habe in diesem Aufsatz kurz anzudeuten versucht, was meiner Ansicht nach das Wesentliche in Fragestellung und Methode der Ethologie ist und weshalb wir in Konrad Lorenz den Begr�nder moderner Ethologie erblicken. Hierbei habe ich vielleicht das Arbeitsgebiet der Ethologie weiter gefa�t, als unter Ethologen gebr�uchlich ist. Wenn man aber die vielartige Arbeit jener Forscher �bersieht, die sich Ethologen nennen, ist man zu dieser weiten Fassung geradezu gezwungen. Ich habe in meiner Darstellung weder Vollst�ndigkeit noch Gleichgewicht angestrebt und, um zur Fortf�hrung des Gespr�chs anzuregen, ruhig meine Steckenpferde geritten, vor allem das Verh�ltnis zwischen Ethologie und Physiologie, die Gefahr der Vernachl�ssigung der Frage der Arterhaltung, Fragen der Methodik der ontogenetischen Forschung, und Aufgaben und Methoden der Evolutionsforschung.
Bei der Einsch�tzung des Anteils, den Lorenz an der Entwicklung der Ethologie genommen hat und noch nimmt, habe ich als seinen Hauptbeitrag den bezeichnet, da� er uns gezeigt hat, wie man bew�hrtes “biologisches Denken” folgerichtig auf Verhalten anwenden kann. Da� er dabei an die Arbeit seiner Vorg�nger angekn�pft hat, ist nicht mehr verwunderlich, als da� jeder Vater selbst einen Vater hat.
Insbesondere scheint mir das Wesentliche an Lorenz‘ Arbeit zu sein, da� er klar gesehen hat, da� Verhaltensweisen Teile von “Organen”, von Systemen der Arterhaltung sind; da� ihre Verursachung genau so exakt untersucht werden kann wie die gleich welcher anderer Lebensvorg�nge, da� ihr arterhaltender Wert ebenso systematisch und exakt aufweisbar ist wie ihre Verursachung, da� Verhaltensontogenie in grunds�tzlich gleicher Weise erforscht werden kann wie die Ontogenie der Form und da� die Erforschung der Verhaltensevolution der Untersuchung der Strukturevolution parallel geht. Und obwohl Lorenz ein riesiges Tatsachenmaterial gesammelt hat, ist die Ethologie doch noch mehr durch seine Fragestellung und durch k�hne Hypothesen gef�rdert als durch eigene Nachpr�fung dieser Hypothesen. Ohne den Wert solcher Nachpr�fung zu untersch�tzen — ohne die es nat�rlich keine Weiterentwicklung g�be — m�chte ich doch behaupten, da� die durch Nachpr�fung notwendig gewordenen Modifikationen neben der Leistung des urspr�nglichen Ansatzes vergleichsweise unbedeutend sind.
Nebenbei sei auch daran erinnert, da� eine der vielen heilsamen Nachwirkungen der Lorenzschen Arbeit das wachsende Interesse ist, das die Humanpsychologie der Ethologie entgegenbringt ‐ ein erster Ansatz einer Entwicklung, deren Tragweite wir noch kaum �bersehen k�nnen.
Am Schlu� noch eine Bemerkung zur Terminologie. Ich habe hier das Wort “Ethologie” auf einen Riesenkomplex von Wissenschaften angewandt, von denen manche, wie Psychologie und Physiologie, schon l�ngst anerkannte Namen tragen. Das hei�t nat�rlich nicht, da� ich den Namen Ethologie f�r dieses ganze Gebiet vorschlagen will; das w�re geschichtlich einfach falsch, weil das Wort historisch nur die Arbeit einer kleinen Gruppe von Zoologen kennzeichnet. Der Name ist nat�rlich gleichg�ltig; worauf es mir vor allem ankommt, ist darzutun, da� wir das Zusammenwachsen vieler Einzeldisziplinen zu einer vielumfassenden Wissenschaft erleben, f�r die es nur einen richtigen Namen gibt: “Verhaltensbiologie”. Selbstverst�ndlich ist diese synthetische Entwicklung nicht die Arbeit eines Mannes oder gar die der Ethologen. Sie ist die Folge einer allgemeinen Neigung, Br�cken zwischen verwandten Wissenschaften zu schlagen, einer Neigung, die sich in vielen Disziplinen entwickelt�…
Wiley Online Library